

Der Mann, der sich 2019 selbstbewusst zum „African Giant“ erklärte, brauchte keine Zusammenarbeit mit Mick Jagger, um seinen Rockstar-Status zu untermauern – doch genau das liefert Burna Boy auf seinem achten Studioalbum „No Sign of Weakness“. „Ein grosses Dankeschön an Naomi Campbell“, sagt der in Nigeria geborene Superstar im Gespräch mit Ebro Darden von Apple Music. „Es war ihre Idee. Sie meinte: ‚Du und Mick Jagger – das wäre legendär.‘ Und sie hat lange darauf bestanden.“ Der Song heisst „Empty Chairs“ und ist eine einzigartige Mischung aus Classic Rock und Afrobeats – nur ein Beispiel für die stilistische Vielfalt, die Burna Boy auf „No Sign of Weakness“ erkundet. Der Albumtitel selbst verweist auf eine geplante Fortsetzung der Dominanz und signalisiert zugleich eine Furchtlosigkeit im Umgang mit Musik. „Ich wollte etwas machen, was ich so noch nie gemacht habe“, sagt der Künstler. „Ich versuche, das Gegenteil von allem zu tun, was ich bisher gemacht habe – im positiven Sinne. Ich habe das Gefühl, dass ich etabliert genug bin, um das zu tun. Um es zu geniessen, und all das umzusetzen, was ich selbst gerne hören würde – wenn ich nicht ich wäre.“ Aber es ist eben Burna Boy, den Fans weltweit spätestens seit 2018 – als „Ye“ die Afrobeats-Szene im Sturm eroberte – auf ihre Playlists setzen, in DJ-Sets hören wollen und sich Saison für Saison live ansehen. Mit jeder Veröffentlichung hat sich seine musikalische Praxis erweitert, und auf „No Sign of Weakness“ erleben wir Ausflüge in Hip-Hop („No Sign of Weakness“), Country („Change Your Mind“), House („Kabiyesi“), Baile Funk („TaTaTa“), Lovers Rock („Sweet Love“) und R&B („Come Gimme“) – ergänzt durch Team-ups mit Travis Scott, Stromae und Shaboozey, zu dem Burna Boy nach eigener Aussage eine kulturelle Verbindung verspürt. „Ich wusste gar nicht, dass er wirklich Nigerianer ist“, erzählt der Star. „Bevor er kam, meinten alle: ‚Hey, du weisst, dass er Nigerianer ist, oder?‘ Aber wenn [Leute] so was sagen, heisst das oft nur, dass irgendwo ein Tropfen nigerianisches Blut fliesst. Bei Shaboozey ist das anders – er heisst Chibueze, und wenn ich Pidgin spreche, versteht er mich.“ Man muss nicht mit dem Sänger und MC verwandt sein, um den Burna-Boy-Lifestyle zu verstehen – vor allem, wenn es um die finanziellen Früchte seines Genies geht („Bundle by Bundle“), seine unerschütterliche Liebe zur Ganja-Pflanze („28 Grams“) oder sein Verhältnis zur Klatschpresse („Dem Dey“). Burna Boy spricht offen darüber – auch über seinen gelassenen Umgang damit, etwa auf dem zentralen Track „No Panic“. „Ich sage: Jeden Tag mache ich das alles, aber ich gerate nicht in Panik“, erklärt er. „Das ist so ein Spruch, den man auch auf den Strassen Nigerias hört: ‚Dem go whine you, but no panic.‘ Es heisst so viel wie: Sie werden versuchen, Spielchen zu spielen – aber keine Panik.“